Thomas Kortschack

Hobby- und Projekt-Website

Bau eines Kernkraftwerks (KKW)/Atomkraftwerks (AKW) in H0

Idee

Zugeben muss ich natürlich schon, dass meinen Vater und mich durchaus schon Leute gefragt haben, wie wir denn auf die Schnapsidee gekommen sind ein Kernkraftwerk für die Modellbahn zu bauen!?
Nun die Antwort ist eigentlich recht simpel. Von der Firma Kibri gibt es Bausätze für einen Castor-Transport, sowohl für die Schiene (Kibri 16504), als auch für die Straße (Kibri 13508). Da wir bereits seit längerem im Besitz waren und die Bausätze natürlich auch zusammengebaut haben, fehlte letztendlich das passende Kraftwerk dazu.

Informationsquellen

Die Beschaffung von Informationen bzgl. eines Atomkraftwerkes ist gar nicht so einfach. Während mein Vater in jungen Jahren an einer Werksführung in Grafenrheinfeld teilnehmen konnte, merkt man deutlich die Auswirkung von Terrorismus in der heutigen Zeit. So wurden selbst mein Vater und ich vor einigen Jahren sowohl in Grafenrheinfeld als auch bei einem Nordseeurlaub und einem kurzen Abstecher nach Brokdorf direkt vom Sicherheitspersonal angesprochen, was wir dort machen (es fällt natürlich auf, wenn man mit der Spiegelreflexkamera dutzende Fotos macht).

Glücklicherweise gab es von der Kraftwerk Union Aktiengesellschaft (KWU) ein Modell eines Kernkraftwerks mit Druckerwasserreaktor als Bausatz in Kartonbauweise.
Hierbei handelt es sich um Ausschneidebögen im Maßstab 1:350, mit dem ein Kernkraftwerk des sogenannten Typs DWR 1300 MW zusammengebaut werden kann. Diese standardisierte Bauform von deutschen Kernkraftwerken wird als Konvoi bezeichnet, wobei Kernkraftwerke davor noch oft individuell geplant und ausgeführt wurden (Bauform: Vor-Konvoi).

Leider bin ich erst 2020 zufällig in einem Forum auf den Baubericht gestoßen, in dem Thomas Pleiner die einzeln zusammengebauten Gebäude beschreibt. An dieser Stelle sei erwähnt, dass von ihm die Konstruktion und Gestaltung des KWU Kartonmodells stammt (1983/84). Auf seiner Website kartonmodelle.org gibt es dazu eine Bildergalerie.

Neben diesem Kartonmodell haben wir auch Plakate und ein paar Fotos, die die wichtigsten Einrichtungen eines solchen Kernkraftwerkstypen zeigen. Prinzipiell sind viele deutsche Kernkraftwerke nach dem gleichen Schema aufgebaut (z.B. Isar 2, Emsland, ...), was man auch sieht, wenn man die einzelnen Gebäude kennt und Luftbilder betrachtet.

Konstruktion

Um Gebäudefronten fertigen zu können, waren dutzende CAD-Zeichnungen nötig, um später mittels CAM-Software und CNC-Fräse die Seitenteile zu fräsen. Kompromisse bzgl. des Maßstabs mussten wir eingehen und so sind teils die Gebäude im Maßstab 1:120, wobei u.a. bei Fenster und Türen auf die richtigen Proportionen zur Nenngröße H0 geachtet wurde. Letztlich war es nur so möglich den Kühlturm in 3 Teilen in einem Van zu transportieren. Auch passt der Kühlturm damit noch auf ein Anlagenmodul, sodass es mit der Deckenhöhe zu keinen Problemen kommt.
Mein Vater investierte einige Zeit um 2D-Zeichnungen der Gebäude zu erstellen.
Nachdem einige Jahre später ein 3D-Drucker zur Verfügung stand, kamen meinerseits dutzende 3D-Zeichnungen hinzu, vor allen für diverse Anbauteile, die per 3-Achs-Fräsmaschine kaum oder nicht umsetzbar wären.

Baufortschritt

Bereits 2006 erstellten wir das Grundgerüst für den Kühlturm, sowie das Reaktorgebäude, wobei dies mittels großem Papprohr, Riesenluftballon und Pappmaché entstand. Letzteres machten wir später aber neu, weil die Oberfläche zu ungleichmäßig war und es vom Maßstab nicht zu den anderen Gebäuden passte.

Kühlturm Bau

Da uns Jahre später eine CNC-Fräsmaschine zur Verfügung stand, haben wir 2011 mit dem Fräsen der ersten Gebäude angefangen, wobei das Bürogebäude als erstes umgesetzt wurde und dann Stück für Stück die anderen Gebäude folgten.
Aufgrund vieler anderer Arbeiten in Vereinen zog sich das AKW-Projekt aber über viele Jahre und ging leider nur schleppend voran.
Einen Vorteil hatte dies dennoch, denn es stand Jahre später nicht nur modernere Modellbahnelektronik zu Verfügung, sondern auch neue Fertigungsmöglichkeiten (3D-Druck).
Um das Kernkraftwerk Ende 2018 bei einer Modellbahnausstellung präsentieren zu können, legten wir uns besonders 2017 und 2018 ins Zeug.

Anlagenmodule

Zunächst planten wir das AKW auf zwei Anlagenmodulen ein (je 2,4 x 1,2 m), wobei wir den Kühlturm seitlich auf Füßen stellen wollten.
Da jedoch ein Zaun um das Werksgelände gezogen werden sollte und der Kühlturm aufgrund des Gewichts und der Größe einen stabilen Unterbau benötigt, haben wir uns entschieden ein drittes Modul zu bauen.
Letztlich merkten wir, dass der eingeplante Fluss mit der Staustufe zwar noch knapp auf die drei Module passt, wir jedoch den Flusslauf aufgrund der Platzverhältnisse nicht weiterführen können. Außerdem gab es zwischenzeitlich bzgl. Car-Steuerung und OpenCarSystem die Idee Fahrzeuge im Betriebsgelände fahren zu lassen und evt. sogar einen Feuerwehreinsatz einzuplanen, wobei irgendwo dann noch eine Feuerwache Platz benötigt und es zum AKW-Gelände eine Einfahrt geben muss.
So wurden aus den ursprünglich zwei geplanten zuletzt vier Anlagenmodule.

Anlagenmodule

Offene Punkte

Als abgeschlossen kann man das Projekt natürlich nicht sehen. Landschaftlich wurden zwar u.a. die Flussufer begrast, jedoch fehlt noch einige Vegetation und auch der Mitarbeiterparkplatz ist recht leer.

Hinsichtlich der Zufahrten auf das Betriebsgelände per Straße bzw. Schiene fehlen noch funktionsfähige Tore, die teils schon konstruiert sind.

Am Reaktorgebäude ist die Schleuse und der Reaktorkran noch eine größere Baustelle, da wir am überlegen sind, ob bzw. wie wir diese Einheiten eventuell funktionsfähig machen könnten.